Schlag auf Schlag

Montag/Dienstag, 12./13. September

Gewisse Dinge ändern sich nie. Die Tische in unserer liebgewonnenen McDonalds’s-Filiale dienen nachts nach wie vor in erster Linie zum Schlafen. Essen? Kann man ja auch draussen. Oder vor dem Eingang des Holiday-Inn-Hotels, wo Abend für Abend Pandas anzutreffen sind. Mal mehr, mal weniger. Und meist lauter, als es der Nachtportier wünscht. Der gute Mann hat seine Bemühungen, die Horde zu zähmen, aber längst eingestellt. Der Tankstellenwart auf der anderen Seite des Hotels wird es ihm danken: Nach einigen Anlaufschwierigkeiten scheint er die Gunst der Stunde nämlich nun doch noch erkannt zu haben und sorgt dafür, dass gegen Abend immer genug einheimisches Dosenbier im Kühlschrank ist. Wäre er noch cleverer, würde er die ansonsten weitgehend leeren Regale zusätzlich mit einigen Snacks und ein paar Schnapsflaschen auffüllen. Dies wiederum würde aber den Hotelportier rasend machen. Vielleicht haben die beiden ja einen Deal... Wir werden es nie erfahren.

 

Weitgehend unbekannt ist auch, wieso einer aus der Panda-Horde vor zwei Tagen auf die glorreiche Idee kam, sein Glück am Bankomaten mit dem Post-Chärtli zu versuchen... Das Gerät kollabierte kurzerhand und ist seither nicht mehr in Betrieb. Wann irgendeiner kommt, um es zu reparieren? Keine Ahnung. Schwerwiegend ist es allemal: Befindet sich die Geldquelle doch direkt neben unserem McDonald’s, in dem man nicht mit Karte, sondern nur bar bezahlen kann. Überfällt einen also tierischer Hunger spät nachts und es ist nicht mehr genügend Geld in der Tasche, kann man nur noch hoffen, irgendwo innerhalb der Meute was pumpen zu können. Denn im McDonald's nützt das verdammte Post-Chärtli eben auch nichts. 

 

Was sich ebenfalls nicht geändert hat sind unsere beiden einheimischen Guides. Luis und Jerry kümmern sich aufopferungsvoll darum, dass uns nie langweilig wird. Hin und wieder müssen wir die beiden etwas bremsen und ihnen zu verstehen geben, dass Pandas eigentlich ziemlich gemütliche Viecher sind. Dass es also durchaus okay ist, wenn man an einem Ort länger als 45 Minuten verweilt. Und dass wir es ihnen nicht übel nehmen, wenn sie uns nach einem Auftritt nicht auf direktem Marschweg in den Bus verfrachten. Wir nehmen das alles natürlich mit Humor. Die beiden auch. Zwar versucht der gute Jerry immer noch hin und wieder, uns auf väterliche Weise zu etwas weniger Bierkonsum im Car zu bewegen. Doch haben er und sein Kollege längst gemerkt, dass sie einen Kampf gegen Windmühlen führen. So wird ihnen also freudig und bierseelig gelauscht, wenn sie von Roller-Coastern, Maserati, Ferrari, gefälschten Rolex-Uhren und Sonstigem erzählen, das sich hier grosser Beliebtheit erfreut... Und ein Lächeln können wir uns nach wie vor nicht verkneifen, wenn bei solchen Infos im Originalton dann natürlich von „Lollel-Coasteln“, „Maselati“, „Fellali“ und „Lolex“ die Lede, ..äh... Rede ist.

 

À Propos Rolex: Solche hätten wir heute sprichwörtlich an jeder Ecke kaufen können. Unser morgendlicher Ausflug führte uns nämlich an Shanghais bekannten Fake-Market. Dort ist der Name Programm: Nichts aber auch gar nichts ist echt – ausser vielleicht die frittierten Krähenfüsse vom Food-Corner. Was toll ist: Es wird mit offenen Karten gespielt. Es käme also keinem Verkäufer in den Sinn, seine Ware als Original anzupreisen. Auch über die Qualität der Fälschung lässt sich durchaus offen reden. „Good Fake? Bad Fake?“ Die Wahrheit liegt meist im Preis – und im Verhandlungsgeschick beider Seiten. Kommuniziert wird mit einigen Happen Englisch, oder dann halt nur über den Taschenrechner. Da tippt also der Verkäufer mal eine 300 für die Apple-Watch, der Panda tippt 40 – und am Schluss trifft man sich irgendwo bei 120 (was in diesem Fall 18 Franken sind). Wie lange dieses doch erstaunlich gut aussehende – und sogar funktionierende! – Gadget funktionieren wird? Das weiss niemand... Aber es ist Teil des Deals. Und macht einfach Spass.

 

Spassig war auch unser heutiger Auftritt, direkt vor dem bekannten Fernsehturm an der Bucht von Pudong. Endlich mal eine ordentliche Treppe, auf der wir uns wie gewohnt versetzt hintereinander aufstellen konnten – eine funkelnd-leuchtende noch dazu! Mit „Korpus“ unserem Robbie-Williams-Song, setze gegen Ende leichter Regen ein. Und Regen mögen die Chinesen offenbar gar nicht: Ratzfatz war der Platz danach leer. Da und dort war im Anschluss ein feuchter Augenwinkel zu sehen, als sich zehn Pandas von der Horde verabschieden mussten. Für sie gings direkt mit dem Car zum Flughafen – der Entscheid für die „Kurzversion“ des Trips hatte in ihrem Fall berufliche oder familiäre Gründe. Fortan wirds also etwas übersichtlicher werden – ruhiger wohl aber kaum. Denn kaum tschüss gewunken, herrschte auf der Aussichtsplattform hoch oben in 260 Metern Höhe schon wieder beste Stimmung. So ist das eben in einer gut funktionierenden Herde: Verluste werden sofort kompensiert.

 

Und gewisse Dinge ändern sich eben doch. Taten wir uns mit dem Essen zu Beginn unseres Aufenthalts noch etwas schwer, läutete spätestens der gestrige Montag die Wende zum Guten ein. Das Restaurant, in das uns Jerry und Luis abends entführten, servierte allerhand Köstliches. Schon das Mittagessen hatte sehr passabel geschmeckt. Da schnurren die Pandas! Bleibt zu hoffen, dass es so weitergeht.

 

Was auf jeden Fall weitergeht ist die grenzenlose Begeisterung der Chinesen für uns und unser Sujet. Auch gestern, wo wir unter anderem eine Bootstour vor der imposanten Skyline machten und eine Artistenshow im weltbekannten Shanghai Riz Carlton Hotel besuchten, lächelten wir fast ununterbrochen in Kameras, Smartphones und Tablets. Der Hype führt inzwischen soweit, dass einige von uns ihr Chinesisch regelrecht perfektioniert haben. Vor allem die Felltiere rund um T. (genannt „F“.) aus M. sind auf gutem Weg den traditionellen Mandarin-Dialekt durch ihren eigenen abzulösen. Ayshä whääshä s’sche s’schei sche s’schei sche! 

 

In zwei Stunden geht der Car (respektive: die beiden Cars) in Richtung Disneyland. Dort werden wir zum letzten offiziellen Auftritt unserer Reise stapfen. Und selbstverständlich vorher und nachher all die schönen „Lollel-Coastel“ im Vergnügungspark ausprobieren! Glaub man Jerry, sollen einige von ihnen ja zu den „fastest!“ und „most spectaculal“ der Welt zählen. Und wenn Jerry das sagt, dann zweifeln wir – natürlich – keine Sekunde daran.

 

 

Weitere News folgen bald. Und Bilder gibts im Endlos-Looping. Bis dahin sagen wir: _____
..ähm... was heisst nochmal „tschüss“ auf Chinesisch? #%@&!?  – Oje... „F.“ schläft schon... 

 

 

Last Propagandapanda standig

 

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